Es war ein eher enttäuschendes Ferrari-Heimspiel in Imola. Nach enorm vielversprechenden Ansätzen im Training beendete die Scuderia vor heimischer Kulisse das Rennen auf den Plätzen drei und fünf. Selbst mit dem Podium war Charles Leclerc nach dem Rennen nicht ganz zufrieden, Carlos Sainz ging es mit seinem fünften Platz ähnlich. "Ich habe mich das ganze Wochenende schwer getan ehrlich gesagt", gab der Spanier nach dem Rennen zu. "Das Rennen war nur Schadensminimierung."

McLaren besiegt Ferrari in der Box: Strategie-Fehler bei der Scuderia?

Bereits nach wenigen Runden im Rennen wurde klar, dass Ferrari und insbesondere Sainz nicht mit McLaren und schon gleich gar nicht mit Max Verstappen an der Spitze würde mithalten können. Der Spanier bekam von Anfang an Druck von Oscar Piastri, der ohne seine Strafe aus dem Qualifying von Platz zwei gestartet wäre. Vorbei kam der McLaren-Fahrer allerdings nie, der Autodromo Enzo e Dino Ferrari erwies sich einmal mehr nicht als Überhol-Mekka.

McLaren griff daraufhin auf das altbewährte Mittel des Undercuts zurück und holte Piastri in Runde 23 für seinen Reifenwechsel in die Box. Typischerweise hat dann das Auto, welches überholt werden soll, zwei Optionen: Direkt in der nächsten Runde ebenfalls neue Reifen abholen, um die Position halten zu können, oder deutlich länger draußen bleiben, um am Ende des Rennens deutlich frischere Reifen zu haben.

Ferrari entschied sich weder für die eine noch die andere Option - wählte weder Fisch noch Fleisch. In einem Strategie-Schachzug, der an vergangene Ferrari-Tage erinnerte, wartete die Scuderia bis Runde 27, also drei weitere Runden, ehe Sainz zum Boxenstopp gerufen wurde. Als dieser wieder auf die Strecke zurückkehrte, war Oscar Piastri bereits durch Kurve 1 und hatte sich die Position geangelt. Einen wirklich relevanten Reifenvorteil hatte Sainz damit ebenfalls nicht.

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur versuchte nach dem Rennen die Strategie seines Teams zu erklären. Über die Möglichkeit Sainz für eine längere Zeit in freier Fahrt auf der Strecke zu lassen gab der Franzose zu: "Darüber haben wir nachgedacht. Das war eigentlich der Plan." Doch dann tat sich ein ungeahntes silbernes Risiko auf.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Kein versöhnliches Heimspiel für Ferrari, Foto: LAT Images

"Das Problem war, dass Russell und Hamilton gerade erst in die Box gefahren sind", erklärte Vasseur. "Es wäre schwierig gewesen, sie für eine Weile hinter uns zu halten. Und wenn man dann die Position auf der Strecke verliert, wäre es denke ich sehr schwer gewesen, Mercedes wieder zu Überholen." In der Tat kam Mercedes in Person von George Russell mit Runde 21 recht früh in die Box und kam bis auf unter drei Sekunden an Piastri heran.

Sainz weicht Strategie-Fragen aus: Probleme mit dem Auto bereits am Samstag

So kam es, dass Sainz nach seinem überfälligen Boxenstopp bis auf P6 zurückfiel. An Sergio Perez, der noch auf den Startreifen unterwegs war, schlängelte sich Sainz noch vorbei, doch einen anderen Fahrer sollte er in Imola nicht mehr überholen. Der Frage nach einem Strategie-Fehler wich der Spanier nach dem Rennen aus und machte Probleme an seinem Auto, die Ferrari bereits am Samstag gesehen haben solle, für das Rennen verantwortlich.

"Es scheint, dass das Auto im Rennen gut funktioniert, wie wir heute gesehen haben, vor allem bei Charles. Andererseits müssen wir in der Qualifikation auf solchen Strecken etwas finden, denn es geht nur darum, wer sich vorne qualifiziert, und von dort aus sieht es so aus, als könne man die Position halten."

Dass es für Sainz auch im Rennen nicht besser werden würde, ahnte der Spanier bereits vorher. "Gestern nach dem Qualifying haben wir einige Probleme mit dem Auto gesehen, von denen wir wussten, dass sie uns heute immer ein wenig zurückhalten würden", erklärte Sainz und fuhr fort: "Ich hatte heute auch ein paar Probleme mit dem Energieeinsatz. Insgesamt lief es heute einfach nicht so gut, was dem Team natürlich ein Heimrennen beschert hat, mit dem ich nicht zufrieden bin."

Sein Teamchef ließ die Ausrede mit den Problemen allerdings nicht so ganz gelten. "Jeder hat irgendwelche Probleme", sprach Vasseur. "Keiner sagt nach einer Qualifying-Runde, dass er die Runde seines Lebens und keine Probleme hatte und dass die Balance perfekt war. Es ist gut, Probleme zu haben, um zu verstehen, woran wir arbeiten müssen."