Nach den MotoGP-Wintertestfahrten wähnten sich die beiden japanischen Hersteller Honda und Yamaha auf dem aufsteigenden Ast. Spätestens mit dem Saisonstart in Katar wurde jedoch klar, dass auch die europäische Konkurrenz über den Winter nicht geschlafen und den Vorsprung aus dem Vorjahr sogar nochmal vergrößert hatte. Die Folge: Nach den ersten drei Rennwochenenden im Jahr 2024 steht für Yamaha nur eine Top-10-Platzierung durch Fabio Quartararo in Portimao zu Buche (P7), Honda erreichte als beste Position lediglich zweimal den 12. Platz.

Ein entsprechend katastrophales Bild zeichnet sich nach dem Amerika Grand Prix in der Konstrukteurswertung. Dort liegen Yamaha und Honda bereits jetzt deutlich hinter der europäischen Konkurrenz zurück. Ducati führt mit 96 Punkten, KTM (76) und Aprilia (72) folgen dicht dahinter. Dann klafft eine große Lücke, die fast schon einer Zweiklassengesellschaft gleicht: Yamaha kommt auf 19 Punkte, Honda lediglich auf acht. Zum Vergleich: Im Vorjahr bewegten sich die beiden Werke zu diesem Zeitpunkt der Saison noch auf Augenhöhe mit dem Rest. Honda war Zweiter mit 54 Punkten und hatte damit ein Vielfaches des jetztigen Kontostandes eingefahren. Yamaha wiederum hatte zwar die Rote Laterne inne, stand mit 43 Zählern aber auch deutlich besser da als 2024.

Quartararo wird zum Rekordverdiener: Teurer Vertrag für Yamaha (07:42 Min.)

Yamaha: Neuer Motor bereits in Jerez beim Spanien GP?

Das Positive: Im verzweifelten Versuch einer Trendwende lassen Honda und Yamaha dieser Tage nichts unversucht. Wie unsere spanischen Kollegen von 'Motorsport.com' berichten, wird im Yamaha-Lager derzeit hart an einem Motorenupdate gearbeitet, welches Quartararo und Alex Rins die dringend benötigten, zusätzlichen Pferdestärken verschaffen soll. Eine erste Spezifikation ist bereits fertig und hätte eigentlich schon im Rahmen eines privaten Testtages am Montag nach dem Portugal Grand Prix in Portimao getestet werden sollen.

Schlechtes Wetter in der Algarve-Region verhinderte jedoch, dass Yamaha den Testtag wie geplant durchziehen konnte. Quartararo und Rins absolvierten jeweils nur sechs fliegende Runden, starke Windböen machten ihnen zu schaffen. Die Yamaha-Truppe entschied sich daher, die Evaluation des neuen Motors, bei dem weiterhin auf die Reihen-Vierzylinder-Konfiguration gesetzt wird, auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Den nächsten Test absolviert der Hersteller aus Iwata in den kommenden Tagen in Barcelona, möglicherweise debütiert die neue Motorenspezifikation dann dort und könnte je nach Auswertung somit schon beim Spanien Grand Prix in Jerez (26. bis 28. April) zum ersten Renneinsatz kommen.

Macht ein neuer Motor Fabio Quartararo bald wieder konkurrenzfähig?, Foto: LAT Images
Macht ein neuer Motor Fabio Quartararo bald wieder konkurrenzfähig?, Foto: LAT Images

Ermöglicht wird das durch das neue Concession-System, welches die MotoGP zur Saison 2024 eingeführt hat. Dieses Reglement gewährt unterschiedliche starke Zugeständnisse, je nach Performance eines Herstellers im letzten Messungszeitraum. Da Yamaha und Honda im zweiten Halbjahr 2023 weniger als 35 Prozent der maximal möglichen Punkte in der Konstrukteurs-WM sammelten, befinden sich die beiden Hersteller im schlechtesten Rang D. Dieser erlaubt ihnen die Weiterentwicklung des Motors während der Saison und den Einsatz zweier zusätzlicher Einheiten, sie mussten ihre Spezifikation - anders als Ducati, KTM und Aprilia - vor dem Auftaktrennen in Katar nicht einfrieren.

Joan Mir verrät: Neuer Honda-Motor kommt noch diese Saison

Auch Honda will zeitnah von diesem Zugeständnis Gebrauch machen. Werkspilot Joan Mir verriet am Rande des Amerika Grand Prix in Austin, dass auch der einstige MotoGP-Dominator an einem Motorenupdate arbeitet. Bis der Weltmeister von 2020 und seine restlichen Markenkollegen in den Genuss des neuen Motors kommen werden, wird aber wohl noch etwas Zeit vergehen. "Er soll noch diese Saison kommen", hält sich Mir bedeckt.

Geht es nach Repsol-Honda-Teamkollege Luca Marini, kann das Motorenupdate jedoch nicht früh genug kommen. In Austin von Motorsport-Magazin.com danach befragt, ob es an der Zeit für einen neuen Motor wäre, antwortete er: "Es ist an der Zeit, um alles Neue zu bringen, nicht nur den Motor. Wir haben überall Probleme." LCR-Pilot Takaaki Nakagami glaubt allerdings nicht an eine Wunderheilung: "Ich hoffe es, aber momentan glaube ich nicht daran. Ein neuer Motor allein wird unsere Probleme mit der Balance, dem Frontgefühl und dem Grip am Hinterrad nicht lösen. Dafür sind es zu viele Probleme."